Stadt-Land-Plus-Vorhaben bei Deutschem Kongress für Geographie

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Symbolbild Bau
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Stadt-Land-Plus war auf dem Deutschen Kongress für Geographie 2019 in Kiel zahlreich vertreten. Mit einer eigenen Doppelsession formten die Vorhaben Interko2 und StadtLandNavi das Programm zum Thema Nachhaltiges Flächenmanagement in europäischen Großstadtregionen

Prof. Dr. Sebastian Henn (Interko2) und Dr. Thomas Zimmermann (StadtLandNavi) leiteten auf dem Deutschen Kongress für Geographie in Kiel am 26. September 2019 unter dem Titel „Nachhaltiges Flächenmanagement in europäischen Großstadtregionen. Herausforderungen, Instrumente und Akteure“ eine Doppelsession. In ihr stellten u. a. Vertreter aus der Fördermaßnahme Stadt-Land-Plus der Projekte NACHWUCHS, NEILA, ReProLa, StadtLandNavi ihren aktuellen Arbeitsstand vor.

Das Wachstum in den deutschen Stadtregionen erhöht den Druck auf Flächen. Aber auch in schrumpfenden Regionen wie dem weiteren Rostocker Umland werden neue Siedlungsflächen in Anspruch genommen. Konkurrenz besteht vor allem zu landwirtschaftlich genutzten Flächen, auf denen meist auch Ausgleichsmaßnahmen nach dem Bundesnaturschutzgesetz erfolgen. Trotz des bundesweiten Rückgangs der Neuinanspruchnahme von Flächen für Siedlungen und Verkehr in Deutschland auf täglich rund 58 Hektar in den vergangenen Jahren, werden die bestehenden Ziele des Bundes bisher nicht annähernd erreicht. Bis zum Jahr 2030 soll die Neuinanspruchnahme auf unter 30 Hektar pro Tag verringert werden.

Das verweist auf die Persistenz bestehender räumlicher Strukturen und Handlungslogiken, die sich über lange Zeiträume herausgebildet haben. Diese zu überwinden kostet auch Zeit und erfordert Geduld. Zukünftig noch stärker sollte die Zusammenarbeit in Großstadtregionen über die Grenzen von Bundesländern hinweg in den Blick genommen werden, weil funktionale Verflechtungen oft stark ausgeprägt sind.

Bei den Akteuren des Flächenmanagements sollte zwischen Flächennutzern sowie Planern und Entscheidern über Landnutzungen unterschieden werden. Beide sollten zukünftig weiter für Aspekte des Landmanagements sensibilisiert werden. In den Großstadtregionen kann ein Ausbau der Kooperationen zwischen den Städten und Gemeinden einen wichtigen Beitrag leisten, um das regionale Konkurrenzdenken zu überwinden und damit das Flächenmanagement zu stärken. Eine besondere Rolle kommt dabei den Kernstädten zu, die meist über deutlich umfangreichere Ressourcen als die Städte und Gemeinden des Umlands verfügen. In dem Zusammenhang wurde eine regionale Meinungsführerschaft problematisiert, die andere Städte und Gemeinden von gemeinsamen Prozessen ausschließen kann. Analytisch kann möglicherweise eine Ausweitung des Akteursbegriffs ein erweitertes Verständnis der Kooperationen im Flächenmanagement schaffen, indem die Verbindung von Elementen und Entwicklungen in der Großstadtregion, verbal und nonverbal interagierenden Personen mit unterschiedlichen Fähigkeiten, rechtlicher Organisation, verfügbaren Ressourcen sowie dokumentierten Vereinbarungen, stärker betont wird.

Die diskutierten Instrumente deckten eine breite Spannweite ab. Ein zeitnaher Überblick über laufende Entwicklungen kann mit einem regionalen Monitoring gewonnen werden und damit Wissensgrundlagen für das Flächenmanagement bereitstellen. Der Blick in die ungewisse Zukunft ist sowohl mit der Analyse der Wirtschaftlichkeit neuer Baugebiete für Städte und Gemeinden als auch mit der Schaffung anstrebenswerter Leitbilder für die zukünftige Entwicklung der Region vorstellbar. Auch der Ausbau von Kooperationen zwischen Städten und Gemeinden kann einen wichtigen Beitrag für ein nachhaltiges Flächenmanagement leisten. Das formelle Instrumentarium der Regionalplanung könnte mit qualitativen und quantitativen Festlegungen restriktiver ausgerichtet werden. Darüber hinaus können auch partizipative Planungsprozesse für Herausforderungen des Flächenmanagements sensibilisieren.

Abschließend wurde der Begriff des Flächensparens diskutiert, der erstens eine Beschränkung für bauliche Tätigkeiten betont. Zweitens steht Sparen auch für eine mögliche zukünftige Inanspruchnahme der Ressource Fläche durch Siedlungen und Verkehr. Drittens erwirtschaftet die „gesparte“ Fläche ebenfalls einen (ökologischen, sozialen, wirtschaftlichen) Mehrwert durch andere Nutzungen, wie z. B. Wald oder Landwirtschaft und möglicherweise zusätzlich Naherholung. In dem Zusammenhang wurde der Unterschied im schweizerischen Diskurs herausgestellt, der auf dem Begriff Dispersion beruht. Angedacht wurde, ob ein ermöglichender Begriff wie Vermehrung von Fläche Akteure stärker für die unterschiedlichen Handlungsfelder des Flächenmanagements wie z. B. die Reaktivierung von Brachflächen motivieren könnte.

Text: Thomas Zimmermann und Sebastian Henn

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