Raumwirksamkeit der Digitalisierung
Im Positionspapier „Raumwirksamkeit der Digitalisierung“ der ARL - Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft werden zentrale Empfehlungen formuliert, die die Bereiche „Steuerung des Ausbaus der digitalen Netze“, „Daseinsvorsorge und Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse“ und „Datenverfügbarkeit und Planungsprozesse“ adressieren. Diese werden mit Impulsen für die Regionalentwicklung selbst, für politische Rahmenbedingungen und für die Planungswissenschaften unterlegt. Dabei werden Fragen aufgeworfen wie:
- Welche geänderten Aufgaben können Orts- und Stadtzentren in Konkurrenz zum zunehmenden Onlinehandel übernehmen?
- Erlauben Standortanforderungen einer Industrie 4.0 eine andere Nutzungsmischung oder andere Standorte?
- Ergeben sich durch die Digitalisierung neue Peripherien bzw. welche Chancen und Risiken bestehen für heutige Peripherien?
Bezüglich der Steuerung des Ausbaus der digitalen Netze werden potentiell große Raumwirkungen, insbesondere in struktureller Hinsicht, erwartet. Aufgrund der ubiquitären Nutzbarkeit bietet Digitalisierung die Chance, das Stadt-Land-Gefälle stationärer Angebote aufzulösen. Allerdings sind neue, leistungsstärkere Technologien im ländlichen Raum oft nur mit zeitlichem Verzug nutzbar.
Die Digitalisierung bietet im Hinblick auf Daseinsvorsorge und Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse vor allem Chancen für ländliche Räume, aber auch Risiken. So kann die Digitalisierung beispielsweise die Versorgung im ländlichen Raum durch Angebote des Online-Handels verbessern. Das kann aber auch negative Auswirkungen auf die gleichwertige Versorgung im ländlichen Raum haben durch zusätzlichen Konkurrenzdruck für stationäre Einrichtungen und Dienstleistungen, auch in den Zentren des ländlichen Raums.
Auch die medizinische Versorgung kann im ländlichen Raum durch Digitalisierung mit Telemedizin gesichert und verbessert werden. Das kann jedoch nur mit der erforderliche Netzanbindung mit der erforderlichen Ausfallsicherheit gewährleistet werden.
Mit der Digitalisierung können außerdem Mobilitätslücken im ländlichen Raum gezielt geschlossen werden, z.B. durch multimodale Angebote. Andererseits ermöglicht Digitalisierung im ländlichen Raum aber auch die Etablierung des Home office, was wiederum Auswirkungen auf das Mobilitätsgeschehen hat. Auf Arbeitnehmerseite zeigen sich beispielsweise Auswirkungen auf die Wahl des Wohnorts, auf Unternehmerseite bestehen Effekte für die Personalrekrutierung, aber auch für Standortentscheidungen und das damit verbundene Wanderungsgeschehen. Aber auch das ist nur möglich mit einer zuverlässigen Netzanbindung ohne Wettbewerbsnachteile im ländlichen Raum.
Im Hinblick auf Daseinsvorsorge und Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse ist es demnach wichtig, dass die Schere zwischen den Ausstattungsgraden nicht zu groß wird. Mittlerweile sind Breitbandnetze als weitere Basisinfrastruktur von elementarer Bedeutung, die Akzeptanz für ein Stadt-Land-Gefälle in diesem Bereich sinkt.
In der Stadtentwicklung werden Diskussionen zum Thema Digitalisierung unter dem Begriff „Smart City“ geführt. Ein vergleichbarer Begriff oder Ansatz für den ländlichen Raum existieren nicht, geschweige denn eine räumliche Perspektive, die neben technischen Antworten eine planerische oder gesellschaftsbezogene Strategie verfolgt. Bestehende Digitalisierungsstrategien lassen kaum integrierte raumbezogene Vorgehensweisen erkennen.
Dabei sind die Rahmenbedingungen für den Ausbau der digitalen Netze eng mit den Entwicklungsstrategien für andere Raumfunktionen, insbesondere der Daseinsvorsorge, verknüpft. Dementsprechend sollten diese Aspekte beim Netzausbau stärker berücksichtigt werden. Umgekehrt sollten bei der Erarbeitung von Raumentwicklungsstrategien die Anforderungen an digitale Netze integrativ mitbedacht werden.
Mehr Details zum Thema finden Sie im Positionspapier der ARL, das wir in unseren Lesetipps hier hinterlegt haben.
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