NACHWUCHS: Neue Wege zur Reduzierung des Freiflächenverbrauchs in der Stadtregion Köln

In einer Zeichnung sind Stadt und Land (als Agrarlandschaft) dargestellt. Beides wird durch einen Bogen Verbunden indem geschrieben steht:"Zusammen-wachsen". Darunter steht geschrieben:"Stadt und Land keine Gegensätze!"
In einer Zeichnung sind Stadt und Land dargestellt und durch einen Bogen indem steht:"Zusammen-wachsen", verbunden. Darunter steht:"Stadt und Land keine Gegensätze! Wir brauchen neue Bilder."
Wimmelbild NACHWUCS (C) KA Schmitz für 123 Commics

Wissenschaftler:innen aus Bonn und Aachen haben im Rahmen des Forschungsprojekts gemeinsam mit dem Rhein-Erft-Kreis und den im Stadt Umland Netzwerk (S.U.N.) zusammengeschlossenen Städten und Gemeinden innovative Ansätze für eine nachhaltige regionale Siedlungsentwicklung erarbeitet. Es geht um neue Wohn- und Bauformen, die weniger Fläche und Ressourcen verbrauchen und gleichzeitig hohe Wohn- und Lebensqualität bieten. Zentrales Ziel ist die Integration einer flächensparenden Siedlungsentwicklung und urbanen Landwirtschaft. Es gilt dabei Wege zu finden, Landwirtschaft, Wohnen und Naherholung zukünftig gemeinsam zu entwickeln und zugleich die Qualität und Identität der neuen Quartiere zu stärken.

Das aus Bundesmitteln geförderte Projekt steht nun vor dem Abschluss: Am 16. Juni werden die Projektergebnisse im Rahmen einer Abschlusskonferenz in Bergheim präsentiert. Ein erstes wesentliches Forschungsprodukt ist ein Indikatorenset für die Analyse und Bewertung einer nachhaltige Landnutzung mit den wesentlichen Nutzungsansprüchen von Wohnen, Arbeiten, Landwirtschaft sowie Natur und Landschaft. Die Städte und Gemeinden können damit künftig Flächennutzungsentscheidungen auf eine nachvollziehbare und einheitliche Grundlage in der Region stellen. Eine plakative Visualisierung der Ergebnisse auf Basis einer umfangreichen Datenbank unterstützt die Kommunikation verschiedener Szenarien und fördert den Interessenausgleich zwischen den verschiedenen Akteur:innen und Landnutzenden. Damit können die Landnutzung in der Region optimiert und Landnutzungskonflikte minimiert werden. Die  gelungene Abstimmung der Bewertungskriterien und Indikatoren mit den Kommunen lässt eine hohe Akzeptanz in der künftigen Planungspraxis erwarten.  

Das Projekt hat darüber hinaus auch Zukunftsentwürfe für die Region entwickelt. Auch dabei waren die Indikatoren zur  Identifizierung von Handlungsschwerpunkten und zur Abgrenzung von insgesamt vier konsistenten Handlungsräumen hilfreich. Mit Blick auf die raumspezifischen Entwicklungspotenziale und vielfältigen Herausforderungen wurde ein Raumbild  als handlungsleitendes Struktur- und Entwicklungskonzept für die zukünftige Entwicklung der gesamten Region erarbeitet. Es erfasst für die vier Raumkategorien die wesentlichen strukturellen Merkmale, Trends und Talente und visualisiert zugleich die gewünschte zukünftige  räumliche Entwicklung für die Teilräume. Das Raumbild beschreibt darüber hinaus auch Strategien und Maßnahmen für eine nachhaltige Raumentwicklung und ist damit wichtiges Steuerungsinstrument für die stadtregionale Entwicklung. Zur beispielhaften Konkretisierung der Entwicklung von agri-urbanen Siedlungsmodellen wurde für sieben ausgewählte Fokusflächen ein bundesweiter studentischer Ideenwettbewerb für Hochschulen ausgeschrieben. Insgesamt 47 studentische Planer:innenteams haben sich beteiligt und innovative Ideen und qualitätvolle Zukunftsentwürfe für die Integration von Siedlungsentwicklung und Landwirtschaft erarbeitet. Die beispielhaften Konzepte verbinden neue Wohnformen hoher Lebensqualität mit Ressourceneffizienz und Formen nachhaltiger Landwirtschaft und Landnutzung. Die prämierten Wettbewerbsentwürfe der agri-urbanen Siedlungsmodelle werden bei der Abschlussveranstaltung ausgestellt.

Ein wesentliches Ziel des Forschungsvorhabens ist die Praxisrelevanz und damit die Umsetzung der Forschungsergebnisse und Anwendung von Tools. Zur Verwirklichung des Raumbildes und der exemplarischen Konzepte für agri-urbane Siedlungsmodelle haben die Forschenden gemeinsam mit Experten:innen aus Planungspraxis, Wohnungswirtschaft, Landwirtschaft und der Wirtschaft in mehreren interdisziplinären Workshops Strategien und konkrete Maßnahmen für die Realisierung der Vorschläge diskutiert, konkretisiert und weiter entwickelt. Im Ergebnis liegen nun Konzeptbausteine, Geschäftsmodelle und städtebauliche Umsetzungsstrategien für visionäre agri-urbane Quartiere vor.  Ein praxisorientierter Leitfaden fasst die relevanten Resultate des Projekts für die Kommunen und sonstigen Akteur:innen zusammen. Dieser zeigt pragmatische Wege für eine ressourcen- und flächensparende Siedlungsentwicklung sowie innovative Formen urbaner Landwirtschaft in Stadtregionen auf. Damit erhalten nicht nur die Städte und Gemeinden in der Region eine planerische Handreichung, sondern die Vorschläge und Ansätze können darüber hinaus auch in anderen Stadtregionen Deutschlands aufgegriffen werden.  

Nach intensiver fünfjähriger Forschungs- und Entwicklungsphase geht es ist in den nächsten Jahren um die Anwendung der entwickelten Planungswerkzeuge bei Flächennutzungsentscheidungen sowie um die Realisierung von Ideen und Konzepten. Die Projektpartner:innen werden die Kommunen, die Landwirtschaft, die Unternehmen und die Bürgergesellschaft bei der Umsetzung von innovativen Projekten weiterhin unterstützen. Eine wesentliche Rolle spielt dabei das S.U.N.-Netzwerk, dessen besondere Bedeutung durch das Projekt unterstrichen wurde und daher verstetigt wurde. Alle erarbeiteten Werkzeuge wie die Analyse- und Bewertungstools sowie die Datenbank sollen der Region und ihren Kommunen ebenfalls weiterhin zur Nutzung zur Verfügung stehen. Die S.U.N.-Geschäftsstelle beim Rhein-Erft-Kreis setzt die regionale Kooperation und Kommunikation fort. Alle Akteur:innen verbinden damit die Hoffnung, dass die Erkenntnisse aus dem NACHWUCHS-Projekt das nachhaltige Zusammenwachsen der Region im 21. Jahrhundert strukturell und konzeptionell unterstützen werden.

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