Diskrepanz zwischen SOLL- und IST-Werten für Siedlungsdichte erhöht Flächeninanspruchnahme für Wohnbebauung besonderes im ländlichen Raum

architekt-zirkel-planung-hochhäuser

Insgesamt wurden 2.673 ha Fläche mit den im Siedlungsdichte-Monitoring 2018 bis 2020 betrachteten Bebauungsplänen in Anspruch genommen. Wären die Referenz-Dichtewerte der Regionalpläne eingehalten worden, hätten 23.881 Personen (13,4 %) mehr mit Wohnraum versorgt werden können. Während in den Bebauungsplänen in Oberzentren und Verdichtungsräumen eine deutliche Überschreitung der Mindest-Dichtewerte festzustellen war, konnten im ländlichen Raum durch Unterschreitung der Referenz-Dichtewerte überdurchschnittlich viele Personen nicht mit Wohnraum versorgt werden.

Demzufolge hätten 14,7 % Fläche (das entspricht 392 ha) in Baden-Württemberg in den Jahren 2018 bis 2020 weniger in Anspruch genommen werden müssen, wenn die Referenz-Dichtewerte der Regionalpläne in Bebauungsplänen eingehalten worden wären (s. dazu auch unsere Zahl des Monats März).

Demzufolge ist im ländlichen Raum der Flächenbedarf durch die Unterschreitung mit 258 ha überdurchschnittlich groß. Hinzu kommt, dass im Außenbereich die zusätzlich in Anspruch genommene Fläche bei Verfahren nach § 13b BauGB mit 175 ha höher ist als bei Durchführung des Regelverfahrens mit 145 ha.

Mit den untersuchten 1.416 Wohnraum-Bebauungsplänen (größer 0,3 ha) wurden im Zeitraum von 2018 bis 2020 (3 Jahre) auf 2.673 ha Fläche für 178.374 Einwohner Wohnraum geschaffen. Eine Bruttowohndichte von 67 Einwohner pro Hektar wurde im Landesdurchschnitt erreicht, im Verdichtungsraum beträgt sie durchschnittlich 105 Einwohner pro Hektar, im ländlichen Raum im engeren Sinne durchschnittlich 50 Einwohner pro Hektar.

Zu diesen Ergebnissen kam das Siedlungsdichte-Monitoring 2018 bis 2020 der Arbeitsgemeinschaft der Regionalverbände Baden-Württemberg. Dies ist die erste systematische landesweite Auswertung der tatsächlichen Siedlungsdichte in Bebauungsplänen. Auf Basis der ermittelten Daten kann in verschiedenen Raumstrukturen geprüft werden, welche Bruttowohndichten geschaffen wurden und inwiefern diese von den Referenz-Dichtevorgaben in den Regionalplänen abweichen. Die Referenzdichtewerte in den Regionalplänen legen Mindest-Bruttowohndichtewerte für den Wohnungsbau fest und können z.B. für die Flächennutzungsplanung verwendet werden. Allerdings bestehen in den 12 Regionen sehr unterschiedliche Vorgaben hinsichtlich Grundsatz, Bindungswirkung und Höhe der Siedlungsdichtewerte.

Für weitere Informationen finden Sie das Siedlungsdichtemonitoring 2018 bis 2020 der Arbeitsgemeinschaft der Regionalverbände Baden-Württemberg hier in unseren Lesetipps.

Auch interessant: Dass die Flächeninanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrszwecke überwiegend im Umland stattfindet, zeigt z.B. auch die Untersuchung von Siedentop et al. (2020): „Flächensparende Siedlungsentwicklung in deutschen Stadtregionen – eine Bilanz“: Die Innentwicklung wird in großen Städten deutlich erfolgreicher praktiziert als im Umland der Städte. Während von 2011 bis 2017 im Mittel der Kernstädte nur 3,4 m2 Fläche je Einwohner in Anspruch genommen wurden, waren es im Durschnitt aller Stadtregionen 8,8 m2. Dazu tragen auch Verknappung und Verteuerung von Bauland in den urbanen Kernen bei. Dahingegen könnten geringere Bodenpreise in Regionen mit ländlich geprägtem Umland (z.B. Berlin, Hamburg, Kiel, Münster, Leipzig) zu geringeren Dichten im Neubau führen und eine Erklärung für die höhere Flächeninanspruchnahme in Umlandgebieten sein. 

Weitere Details dazu finden Sie im Artikel Siedentop, S., Meinel, G., Pehlke, D. (2020): Flächensparende Siedlungsentwicklung in deutschen Stadtregionen – eine Bilanz. ILS-Trends Ausgabe 3/20, den Sie auch hier in unseren Lesetipps finden können.

Zurück