Der Rat für nachhaltige Entwicklung fordert mehr Kreislauforientierung beim Bauen

Bild mit Grundriss eines Hauses und Werkzeug für die Erstellung

Baumaterialien werden nur selten für den Hausbau wiederverwendet. Die Prinzipien „Reduce, Reuse and Repair, Recycle“ sollten auch in der Bauwirtschaft zur Grundlage des Wirtschaftens werden.

In einem aktuellen Beitrag fordert der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE), den Abriss und die späteren Nutzungspotentiale von Baumaterialien bereits beim Bauen mitzudenken. Statt einer Wiederverwendung des Baumaterials für neue Gebäude wird dieses laut Umweltbundesamt derzeit zu einem großen Teil im Straßenbau verwendet. Der RNE sieht ein enormes Potential für eine stärkere Kreislaufführung in der Bauwirtschaft und möchte diese nun mehr ins Blickfeld nehmen.

Trotz steigender Material- und Energiekosten war die Zahl der Baugenehmigungen im Jahr 2021 mit 145.000 auf dem höchsten Stand seit 2006 (Vgl. dazu auch unsere Zahl des Monats Februar: 400.000 Wohnungen pro Jahr sollen in Deutschland in den nächsten Jahren gebaut werden). Die Herstellung des verwendeten Betons verursacht nicht nur hohe CO2-Emissionen, sondern benötigt auch erhebliche Mengen an Kalkstein, Sand und Beton, die zumeist im ländlichen Raum abgebaut werden und dort die Umwelt und Biodiversität schädigen.

Dabei mangelt es nicht an Alternativen und guten Beispielen: Hier sind beispielsweise die Öko-Mustersiedlung für 600 Wohnungen aus Holz im Prinz-Eugen-Park in München oder das 18-stöckige Holzhochhaus in der Hamburger Hafen-City zu nennen. Durch die Verwendung organischer Materialien wie Holz oder Bambus werden nicht nur klimaschädliche Emissionen vermieden, sondern auch CO2 über einen langen Zeitraum gespeichert.

In einer langfristigen Betrachtung kann der Gebäudebestand als „Materialbank“ für das Bauen der Zukunft betrachtet werden. Der Wert dieses Sekundärrohstoffbestandes soll zukünftig über ein ganzheitliches, digitalgestütztes Bausystem transparent gemacht werden. Dafür soll jedes neue Gebäude einen Code erhalten, mit dem die verbauten Produkte und Komponenten sowie deren Recyclingfähigkeit nachvollzogen werden können.

Zur Anwendung kommt der Ansatz zum Beispiel in einem vollständig demontierbaren Bürogebäude in Utrecht. Die Daten aller verwendeten Komponenten sind in einer Materialdatenbank hinterlegt. Sammlung, Sortierung und Verkauf solcher Materialien werden beispielsweise von der Brüsseler Design-Initiative Rotor Deconstruction durchgeführt.

Den Artikel des RNE finden Sie online hier.

Wie die Inanspruchnahme von Flächen- und Rohstoffressourcen im Bausektor durch ein effizientes Stoffstrommanagement und die Wiederverwendung von Bauteilen und -materialien reduziert werden kann, wird im Rahmen von StadtLandPlus in den Projekten INTEGRAL und WieBauin untersucht.

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